Radfahrerin an der Baustelle Hans-Böckler-Straße

Radfahrerin an der Baustelle Hans-Böckler-Straße © Bernhard Raeder / ADFC Bochum

Bald keine Radunfälle mehr auf der Hans-Böckler-Straße?

Die vom ADFC geforderte schnelle Lösung für sicheres Radfahren auf der Hans-Böckler-Straße soll im März beginnen - aktuell gab es Verzögerungen u.a. wegen einer Baumaßnahme.

Der letzte Unfall im Februar 2024 auf der Hans-Böckler-Straße, bei dem ein Pedelecfahrer in die Schienen geriet und schwer stürzte, macht das jahrelanger Desaster an diesem Unfallschwerpunkt erneut deutlich. Der ADFC erfuhr, dass es nun im März endgültig losgehen soll, die Wegführung für Radfahrende zu entschärfen. Eigentlich sollte die Baumaßnahme schon letzten November starten. Im Gespräch mit der Verwaltung erfuhr der ADFC die Hintergründe. Eine weitere Verzögerung darf es nicht geben!

Wer mit dem Rad die Hans-Böckler-Straße zum Rathaus hochfährt hat seit Jahren eine polizeilich bekannte Unfallhäufungsstelle zu passieren. Erst kürzlich kam ein Pedelecfahrer wieder in die Straßenbahnschienen, stürzte und zog sich schwere Verletzungen zu. Solche Unfälle passieren dort seit Jahren!

Seitdem die Verkehrsführung so hergestellt wurde und die Gleise der Bogestra hier im spitzen Winkel zu queren sind, verlangt der ADFC Bochum Maßnahmen, die eine sichere Befahrung dieses Abschnitts ermöglichen. Warum ist dies bisher nicht geschehen?

Eine einfache Lösung bestünde darin, den Radverkehr weiter nach rechts zu verlagern, dass er die Schienen besser queren kann. Eine solche Maßnahme wurde schon vor längerer Zeit diskutiert, wurde aber letztlich verworfen, weil Radfahrende zu sehr auf die Gegenfahrbahn kämen. Damals war die Hans-Böckler-Straße noch allgemein befahrbar.

In die Diskussion kamen dann Lösungen, wie sie in anderen Städten in Gebrauch kamen, das Velogleis. Hierbei handelt es sich um eine technische Lösung, wo die für den Radverkehr gefährliche Lücke im Gleis durch ein elastisches Gummibauteil geschlossen wird, welches beim Befahren durch die Straßenbahn heruntergedrückt wird. Das ist nicht zu verwechseln mit einer Gummilippe, die in nicht mehr benutzte Gleise eingebracht wird, um Gefahren, die sich für den Radverkehr ergeben, zu neutralisieren. Aus leidiger Erfahrung wissen wir in Bochum, dass solche Gummilippen im Gleis nicht wirklich hilfreich sind. Daher begrüßt der ADFC es ausdrücklich, dass jetzt (zuletzt an der Wiemelhauser Straße) seit Jahrzehnten ungenutzte Gleise nach und nach entfernt werden.

Als das Velogleis erstmalig in Bochum diskutiert wurde, kam es zu einer Ablehnung, vermutlich auch aufgrund der Einschätzung der Verwaltung, da diese Lösung aus diversen Gründen als nicht praktikabel angesehen wurde. Anfang 2021 hieß es dann aber plötzlich durch die Verwaltung, dass ein solches Velogleis für die Hans-Böckler-Straße geprüft würde und Mitte 2021 gab es, initiiert durch die Verwaltung, eine Beschlussvorlage. Die bisher bekannten Vorbehalte gegenüber einer solchen Lösung hätten sich durch - so hieß es jedenfalls -neue Erkenntnisse erledigt.

Lange kam dann nichts – außer Mitteilungen, dass es immer teurer würde, wobei nach Auffassung des ADFC die Herstellung von Verkehrssicherheit nicht primär eine Kostenfrage ist. Anfang 2023 hieß es dann: Adé Velogleis.

Die Verwaltung schlug vor auf das Velogleis zu verzichten, da „eine mit dem Betrieb der Straßenbahn vertretbare Haltbarkeit aus Sicht der Verwaltung bisher nicht ausreichend bewiesen werden (konnte)“. Berichte aus anderen Städten zu den Erfahrungen mit Pilotversuchen zu Velogleisen dort bestätigten diese Position. Daher hat der ADFC Bochum gefordert, dass umgehend eine andere Lösung zum Tragen kommen müsse. Laut Verwaltung sei dies auch geplant und jetzt insbesondere durch die neuen Verkehrsmaßnahmen im Innenstadtbereich möglich. Die Aussage, dass noch 2023 mit der Maßnahme an der Hans-Böckler-Straße begonnen würde, hat der ADFC begrüßt und als lange überfälligen Schritt bezeichnet.

Wir schreiben das Jahr 2024. Es kommt weiter zu Unfällen, versprochene Baumaßnahmen sind bislang ausgeblieben. Wie wir jetzt aktuell beim Turnusgespräch zwischen ADFC und der Stadtverwaltung erfahren haben, war der Beginn der Maßnahme für November 2023 geplant. Eher konnte die Maßnahme damals nicht angesetzt werden, weil es noch verwaltungsinterne Abstimmungsmaßnahmen gab, um Konflikte zwischen Radfahrenden und Fußgängern an dieser Querungsstelle der Hans-Böckler-Straße auf jeden Fall auszuschließen. Schließlich konnte wegen eines Personalwechsels bei der beauftragten Firma, zusätzlichem Abstimmungsbedarf mit der Bogestra und aufgrund von vorherigen Bauarbeiten dort noch nicht begonnen werden. Dem ADFC Bochum wurde jetzt zugesichert, dass die beauftragte Tiefbaufirma in der 10. Kalenderwoche (4. bis 10. März) beginnen wird (im nördlichen Abschnitt, an der Aufleitung im Bereich der Tiefgaragenzufahrt), die Beseitigung dieser Gefahrenstelle anzugehen. In einer zweiten Baumaßnahme wird dann der Übergang für die Fußgänger neu gestaltet.

„Auch wenn das jetzt nach einem konkreten und vor allem kurzfristigen Zeitplan aussieht, kommen wir nicht umhin festzustellen, dass das viel zu lange gedauert hat und längst überfällig ist“, so Gerlinde Ginzel, Vorsitzende des ADFC Bochum. Der ADFC werde die Situation weiter beobachten und insbesondere festhalten, ob in der Praxis die Gefahrensituation tatsächlich beseitigt wird.
Insgesamt sollten die Verantwortlichen sich fragen, wieviel zeitliche Toleranz man sich in Sicherheitsfragen einräumen will. Der letzte Unfall in Höhe des Technischen Rathauses hätte auch ein tödlicher sein können. „Manche Dinge brauchen vielleicht eine gewisse Zeit, die Beseitigung von solchen Gefahrenstellen verlangt aber eine deutlich entschiedenere Herangehensweise“, betont Gerlinde Ginzel.

alle Themen anzeigen

Verwandte Themen

Markus Schlüter, stellvertretender RVR-Regionaldirektor (2.v.r.), zusammen mit Lothar Gräfingholt, Mitglied RVR-Verbandsversammlung (2.v.l.) sowie Bernhard Raeder (l.) und Georg Puhe (r.) vom ADFC bei der Eröffnung des Radweges in Bochum.

Regionales Radwegenetz in Bochums Norden aufgewertet

Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat in den zurückliegenden drei Jahren den Emscher Park Radweg zwischen Gerthe und Hordel…

Weihnachtsmarkt am Willy-Brandt-Platz Bochum mit Radabstellanlage

Alle Jahre wieder? Nein! Weihnachtsmarkt 2023 mit Fahrradabstellanlagen

2023 gibt es jetzt doch temporäre Fahrradabstellanlagen auf dem Weihnachtsmarkt Bochum. Auf dem letzten Drücker wurden…

RS1 Gegenverkehr

ADFC Bochum begrüßt den Beschluss zur innerstädtischen Route des RS 1

Der ADFC Bochum begrüßt grundsätzlich den Beschluss zur innerstädtischen Route des RS1; bei der Detailplanung muss man…

statt Gehweg

Die CDU ist gegen Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in Bochum.

Die CDU spricht sich gegen den Vorschlag aus, Bochum als Modellstadt für großflächige Tempo-30-Zonen zu benennen: „Wenn…

Appell an OB Thomas Eiskirch

Sofortmaßnahmen für sicheren Radverkehr jetzt umsetzen.

Mehr Platz fürs Rad – oder die Schwierigkeiten, Privilegien aufzugeben

Erste Maßnahmen zur Umsetzung des Verkehrskonzepts Innenstadt im Bereich des Willy-Brandt-Platzes wurden in dieser Woche…

OB Thomas Eiskirch beim Sommergespräch am 30.07.2021

Drei Fragen an OB Thomas Eiskirch für das Magazin „FreiRad“

Der ADFC hatte am 30.07. Gelegenheit, im Rahmen der Sommergespräche mit dem Oberbürgermeister Thomas Eiskirch einen…

RVK Bochum

Gemeinsame Stellungnahme zum neuen Radverkehrskonzept

Die Radfahrverbände in Bochum, ADFC, Radwende und VCD, haben sich ausführlich mit dem Radverkehrskonzept beschäftigt und…

Angst vor der letzten Meile - Radverkehrsanlagen für die Königsallee

Im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur wurde die Planung für Radverkehrsanlagen an der Königsallee zwischen…

https://bochum.adfc.de/artikel/bald-keine-radunfaelle-mehr-auf-der-hans-boeckler-strasse

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

    weiterlesen

  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

    weiterlesen

  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

    weiterlesen

  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

    weiterlesen

  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

    weiterlesen

  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

    weiterlesen

Bleiben Sie in Kontakt